Innovation und Improvisation in Organisationen: Abschlusskonferenz des MICC

Oktober 2011 – Die Kompetenz musikalischen Denkens und die damit verbundene Kunst der Improvisation standen im Mittelpunkt der zweitägigen Abschlusskonferenz des Verbundvorhabens Music – Innovation – Corporate Culture (MICC) am 13. und 14 Juli 2011 im Zollverein Essen.

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Improvisation als Kunst

Organisation musikalisch denken – Muster der Organisation erkennen und verstehen – Improvisation lernen – Innovation ermöglichen. Mit diesen organisationsentwicklerischen Herausforderungen hat sich die zweitägige Abschlusskonferenz des Verbundvorhabens Music – Innovation – Corporate Culture, kurz: MICC, am 13. und 14 Juli 2011 in den ehemaligen Werk- und Maschinenhallen des Welterbes Zollverein in Essen auseinandergesetzt.

Moderiert von Prof. Dr. Wolfgang Stark, wissenschaftlicher Leiter des Projektes, haben über 70 Expertinnen- und Experten, sowie Interessierte aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen, Organisations- bzw. UnternehmenspraktikerInnen aus dem Innovationsmanagement, der Organisationsentwicklung sowie der Musik, die Ergebnisse des Verbundvorhabens MICC erfahren und diskutiert. Das MICC Forschungsteam erweiterte in diesem Rahmen die Form der Vortrags-Präsentation als Ergebnisdarstellung und nutzte beispielsweise Gesprächskonzerte mit der Jazz-Formation DRA und Pre-Conference-Workshops, um vor allem praxisrelevante und anwendungsbezogene Ergebnisse des Verbundvorhabens vorzustellen. Dies waren insbesondere Methoden und Analyseinstrumente für die Organisationsforschung- und entwicklung, die über die Musik einen ästhetisch-performativen Zugang zu Organisationen und deren Kulturen als Wissens- bzw. Erfahrungsspeicher finden. Konkrete Anwendung findet der musikalische Ansatz von MICC bereits bei Designprozessen. Der Verbundpartner Fuenfwerken Design AG erprobt diesen Weg bei der Entwicklung von neuen Erscheinungsbildern (Corporate Designs). Über die Darstellung eigener Ergebnisse hinaus, kamen ExpertInnen und WissenschaftlerInnen aus angrenzenden Forschungsprojekten zu Wort, wie beispielsweise dem theaterpädagogischen Vorhaben THINK, aber auch aus anderen Gebieten wie der Architektur und der Forschung um non-lineares Denken, welche die Diskussion mit ihren Erkenntnissen und Ergebnissen anreicherten und damit vor allem zum Weiterdenken anregten.

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Angesichts zunehmend komplexer erscheinenden Umwelten und hoch getakteten Geschwindigkeiten von Organisations-Prozessen, ist die Erkenntnis über das eigene Erfolgswissen lediglich der erste Schritt zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Darüber hinaus ist die Fähigkeit zur Improvisation gefragt. Folgt man den Erkenntnissen, die während der dreijährigen Forschungs- und Entwicklungsarbeit des Projektes MICC hervorgebracht wurden, so darf Improvisation nicht ausschließlich als Reparaturmodus verstanden werden. Vielmehr geht es um die Fähigkeit Improvisation als Technologie intelligent einzusetzen, um mit dem Unerwarteten, dem Nicht-planbaren, konstruktiv umzugehen. Die Veranstaltung zeigte anhand von konkreten Beispielen, insbesondere mit den künstlerischen Ansätzen aus Theater, Tanz und Musik wie mit Improvisation als Technologie, auf performativem Wege Ergebnisse produziert werden. Erkenntnisse aus dem modernen Konzept-Fußball ergänzten diese Beiträge und zeigten die Bedeutung der Improvisationsfähigkeit für das erfolgreiche Agieren eines Teams auf.
Improvisieren kann nur die bzw. der Fähige: d.h. Improvisations-Können, wie es zum Beispiel im Jazz von allerhöchster Bedeutung ist, erfordert ein abrufbares Repertoire von Mustern bzw. Patterns, welche in Variationen in der Jazz-Improvisation angewendet bzw. gespielt werden. Um diese Muster schnell, nahtlos und passend einsetzen zu können, müssen diese stetig eingeübt und geprobt werden. Das sechsköpfigen Jazz Ensemble unter der Leitung des Vibraphonisten Christopher Dell machte mit dem Improvisationsprojekt “Organization in Real-Time” eindrucksvoll hörbar, wie fernab von klassisch komponierter Musik, musikalische Prozesse dennoch, nämlich performativ, entstehen bzw. organisiert werden und letztlich trotz einer unscharfen Anweisung zu einem “scharfen” Ergebnis führen.

Handlungs- und Problemlösungswissen, so die Ergebnisse von MICC, sind in Organisationen ebenfalls als Muster vorhanden. Musikalisches Denken eröffnet die Möglichkeit die gelebten Muster des Erfolgs- aber auch die des Misserfolges über die Musik als mediale Praxis zu erforschen, zu erkennen, offen-prozesshaft abzubilden und somit für Selbsterkundungs- und Lernprozesse nutzbar zu machen. Erfolgsmuster bzw. innovationsförderliche Muster des Organisierens können darüber hinaus als Wissen in Form von Mustern oder engl. Patterns, wie Beispielsweise in der Architektur oder Softwareentwicklung gängige Praxis, expliziert, geübt und für die organisationale Praxis nutzbar gemacht werden.