MICC als OE-Strategie

Rein rational arbeitende Forscher und Berater in Organisationen sind oft wie taube Beobachter, die in einen Raum kommen, in dem jemand Geige spielt. Sie beobachten den Spieler und sein Instrument, nehmen die Schwingungen mit ihren Messgeräten auf und sind in der Lage, aus ihren Messungen bisweilen sogar Rückschlüsse auf Tonlage und Form der Komposition ziehen. Sie werden jedoch nie von der Sinneswahrnehmung des Klangs erfahren, nicht zu reden von dem, was Musik als “Gehörtes” an Erfahrung bietet oder auslöst.

Bisher übliche Organisationsanalysen arbeiten weitgehend mit kognitiven Modellen und haben den rationalen Teil von Organisationen hervorragend erfasst. „Flach“ sind diese Analysen dennoch, weil sie sich vor allem auf direkt erkennbare Parameter beziehen und auf Zählbares rekurrieren. Das funktioniert sehr gut bei hierarchischen Organisationen. Je flacher jedoch Hierarchien werden und je komplexer damit die Organisation, umso mehr werden jene weichen Faktoren der Vergemeinschaftung bedeutend, die Tiefe haben. Deshalb wollen wir in diesem Projekt nach einer Tiefendimension fragen, die über rationale Modelle hinausgeht

Ausgehend von Musik als Modell von Organisation einerseits, und vom Wissensstand zu Organisationskultur und ihrer Veränderung andererseits gilt es, neue Erfahrungshorizonte des Organisierens und Managens zu erforschen, denn:

  • Musik kann die Komplexität (der Kulturebenen) einer Organisation zeitgleich darstellen, da Musik über verschiedene Ebenen und Dimensionen (z.B. Melodie, Harmonik, Rhythmus) verfügt, die eine komplexe Darstellung zulassen.
  • Musik ist ein Analyseinstrument, um Störungen bzw. Disharmonien, aber auch Harmonien aufzudecken.
  • Musik ist als Impuls zur Selbstreflexion (Feedback) und zur Evaluation der Organisation und ihrer Kultur besonders geeignet, da sie jenseits von Sprachcodes operiert und als unmittelbares Feedback fungieren kann. Als universale Sprache ist Musik ggf. zudem in der Lage ist, auch die Subsysteme einer Organisation zu überbrücken und die Organisation in Gänze zu erreichen
  • Das musikalische Feedback regt das System „Unternehmen“ bzw. „Organisation“ an und ermöglicht eine positive Neuordnung des Systems.
  • Das Ohr ist ein bedeutendes, oft vernachlässigtes Wahrnehmungsorgan, welches dem optischen Sinn weit überlegen ist! So lässt sich zeigen, wie Organisationen durch kontinuierliche Veränderung weiterentwickelt werden. Ein Tatbestand, der nicht gleich sichtbar, jedoch u. U. hörbar ist.
  • Erfolge oder Misserfolge werden durch bestimmte immer wiederkehrende Verhaltensmuster bestimmt. Welche (wiederkehrenden) Muster von Organisationen werden durch Musik sichtbar?
  • Gutes Management und gute Organisation tragen zum Organisationserfolg bzw. zum Überleben der Organisation bei. Wie hört sich eine Organisation an, die gut funktioniert? Das erzielte Klangergebnis solcher Organisationen könnte ein mögliches Benchmarkinginstrument für den Vergleich von Unternehmen sein.
  • Gibt es pathogene oder förderliche Muster? Partiell problematische Muster (Hemmnisse) bzw. Treiber in Organisationskulturen können durch Musik besser identifiziert und gezielt bearbeitet werden.