Für eine Technologie der Improvisation

von Christopher Dell

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Musik und Organisation. Welche Musik?

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Anliegen von MICC ist es, Musik, oder musikalisches Denken für die Frage der Innovation und Transformation von Organisation nutzbar zu machen. Das In- Beziehung-Setzen von Musik und Organisation überrascht, sind die phänomenologischen Differenzen zwischen den Disziplinen doch sehr groß: Musik kann als ephemer, immateriell gelten, wohingegen Organisation als physisch, statisch in institutionelle Rahmen festgeschrieben scheint.

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Wenn heute über die Beziehung zwischen Musik und Organisation gesprochen wird, so spielt sich dies meist auf dem Terrain der klassischen Musik ab, die auch ein statisches Modell von Organisation bietet: das Orchester. Das Orchester als Organisation bildet einen strukturellen, formal-logischen Zusammenhang ab, den wir als Komposition bezeichnen können: Das Austarieren von Proportion, Form, Harmonie, Rhythmus, das als „Geplantes“ performativ umgesetzt wird. Besonderer Wert wird darauf gelegt, wie im Modus der „high performance“ die Komposition, die zur Planung musikalischen Werks führt, „realisiert“ werden soll. Ein Autor, ein Genie, ein Komponist entwirft, der Rest folgt der Orchestik. Dieser Ansatz ist einem Organisationsverständnis geschuldet, dass Organisation als neutralen Behälter ansieht, in dem, folgend dem Prinzip Figur-Grund, Objekte nach besten Proportionen und Konzeptionen verteilt, orchestriert und realisiert werden.

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Der Raumtheoretiker Henri Lefebvre nennt dies the Representations of space: Representations of space is conceptionalized space, the space of scientists, planners, urbanists, technocratic subdividers and social enginieers as of a certain type of artist with a scientific bent – all of whom identify what is lived and what is perceived with what is conceived.2 Der konzeptuierte, geplante Raum, wird nicht nur aus einem Rationalraum der Vernunft heraus auf das Reale aufgesetzt, er wird vielmehr mit dem gelebten und erfahrenen Raum verwechselt, gleichgesetzt. Die aktuelle Zunahme an Komplexität in Organisation zeigt aber, dass diese konzeptionelle Sichtweise nicht mehr hinreicht, um organisatorischer Prozesse zu beschreiben und zu gestalten.

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