Performanz der Diagramme / Von der atonalen Logik der Organisation / Ästhetik des Performativen

von Christopher Dell

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Notation als Diagramm

MICC arbeitet an neuen Modi der Darstellung von Organisation. Partituren werden als Methode eingeführt, um Organisationen auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu kartieren. Unsere Notationen sind im Zwischenraum von Performanz und Experiment anzusiedeln, sie benutzen eine Form der performativen Darstellung, um in einen Denkmodus zu kommen, der es ermöglicht, die Spuren, Muster der Organisation zu untersuchen. Dabei gehen wir, wie die Graphismen der Neuen Musik, diagrammatisch vor und nicht repräsentational. Was bedeutet das?

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Die Strategie die dahinter steht, ist stark von der Diagrammatik und der Konzeption des Unbewussten als Maschine inspiriert, wie sie Deleuze und Guattari entfaltet haben. Dazu sei der Versuch unternommen, die Bedeutung dieser Herangehensweise für unsere Arbeit zu erhellen. Deleuze sagt: das Diagramm ist eine Karte. Aber diese Karte ist eine besondere: sie ist eine „abstrakte Maschine.“1 Für Deleuze definiert sich diese Maschine durch informelle Funktionen und Materien die in ihrer Darstellung, in ihrer Kartographie das Verhältnis, die Differenz von Karte und Territorium problematisiert. Das Diagramm stellt also nicht einfach etwas dar, sondern es verweigert sogar diese Darstellung als Repräsentation. Das ist interessant, gehen wir doch normalerweise davon aus, das Repräsentationen dazu gemacht sind, um Wahrheiten zu erkennen. Was Deleuze an diesem Konzept fehlerhaft findet ist, dass es das Werden ausklammert und immer von festen Punkten und von festen Formen der Erkenntnis ausgeht. Das Diagramm jedoch ist intersozial und immer im Werden begriffen. Deshalb, sagt Deleuze, funktioniert es niemals so, dass „es eine präexistierende Welt abbildet; es produziert einen neuen Typus von Realität, ein neues Modell von Wahrheit.[...] Es macht die Geschichte, in dem es die vorherigen Realitäten und Bedeutungen auflöst und dabei ebensoviel Punkte der Emergenz oder der Kreativität der unerwarteten Verbindungen und der unwahrscheinlichen Übergänge bildet. Es fügt der Geschichte ein Werden zu.“2 Das Diagramm bildet also nicht einfach ab, sondern ist produktiv.

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