Christopher Dell: Zur Rolle der Musik in MICC
In dem Forschungsvorhaben MICC geht es darum, an der Schnittstelle von Musik und Organisation neue Ebenen, Plattformen, Erfahrungen zu entwickeln, anhand derer komplexe organisatorische Prozesse sichtbar, erfahrbar und gestaltbar werden. Musik wird als Referenzquelle herangezogen, um mit spezifischen Organisationsweisen bzw. – mustern quergeschaltet zu werden. Das Medium Musik wirkt hier sowohl als Metapher wie auch als ästhetisches Verfahren, das selbst über einen komplexen Organisationsverlauf verfügt und gerade in seinem Abstraktionsgrad und Immaterialität das Wie des Organisierens in den Vordergrund stellt. Der Neurologe Oliver Sacks sagt1, dass sich Musik als die verkniffenste aller Künste erweist und in ihrem Grundverfasstheit relational angelegt ist: Rhythmen, Töne, Harmonien machen erst im Verhältnis zu anderen Rhythmen, Töne und Harmonien Sinn. Das Schöne dabei: Trotz ihres Abstraktionsgrades ist Musik direkt erfahrbar und hinterlässt direkte Spuren in unserem Körper.
Wie aber geht der Transfer vor sich? Im Dreischritt von Wahrnehmung, Konzeption und Erleben von Organisation „als Musik“ wollen wir zeigen, wie Organisation „anders“ gelesen werden könnte. Indem wir Musik als „performatives Fenster“ öffnen, soll der Verlauf von Organisation auf andere Art erkennbar werden als dies traditionell der Fall ist. Ziel ist die Übung einer Aufmerksamkeit dafür, wie organisationale Ebenen (un)stimmig, (un)harmonisch sein können und wie eine Organisation (trotzdem) gut funktioniert oder auch nicht und welche Elemente der Organisation dabei sichtbar werden.
Wir wollen Organisation nicht 1:1 musikalisch abbilden, sondern „musikalisch denken“. Dafür haben wir bisher drei Methoden entwickelt: Das Gesprächskonzert, die Partitur und die Maschine. Das Gesprächskonzert dient als direktes Werkzeug für den Dialog über Musik und Verfahren als Gespieltes im Kontext von Organisation. Die Partitur ist metareflexives Werkzeug: Sie verweist auf etwas anderes als sich selbst, nämlich auf die Organisation oder darauf, wie wir uns vorstellen, dass eine Organisation klingt, wenn sie von Musikern gespielt würde. Drittes Werkzeug ist die Maschine, ein Sampler an dem (auch musikalisch unkundige) Organisationsmitglieder intuitiv Samples verschalten und aus diesen ready-mades eine Art musikalisches Bild der Organisation entwerfen können.
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